Die 17. Ausgabe des Art-Basel-Satelliten Liste zeigt sich bestens aufgestellt – die beharrliche Arbeit der vergangenen Jahre zahlt sich aus.
Max Glauner
Dem Galeristen Oliver Croy war die Zufriedenheit ins Gesicht geschrieben. Seine Galerie Croy Nielsen befindet sich in Berlin-Mitte in der Weydingerstraße. Nun teilt er sich im dritten Stock der ehemaligen Warteck-Brauerei einen Raum mit der Konkurrenz aus London. „The Young Art Fair“ Liste, neben der Art Basel der Ort, wo alle hin wollen, hat gerufen. Viele, über dreihundert, haben sich beworben. Vierundsechzig sind in diesem Jahr nach einem strengen Reglement angenommen worden.
Es ist eng und stickig. Croy hat auf eine unbequeme Einzelposition gesetzt, den Kanadier Hugh Scott-Douglas, Jahrgang 1988. Der junge Künstler schneidet abstrakte Muster aus digitalen Vorlagen in Leinwände, 150 x 100 cm groß und kombiniert dies mit Diaprojektionen aus dem Ausgangsmaterial. Mit 18´000 Euro unterschreitet man das von der Messeleitung angesetzte Preislimit von 20`000 Euro nur knapp. Noch bevor die Liste offiziell eröffnet ist, hat Croy bereits zwei Arbeiten verkauft.
Mittlerweile ist es gängiger Brauch, dass die internationale Sammlerschar montags vor der Art Unlimited-Preview die Liste zur Schnäppchenjagd stürmt. Auch Christian Siekmeier von Exile in der Skalitzer Staße ist erleichtert. Nach einer aberwitzigen Installation im vergangenen Jahr präsentiert er jetzt einen jungen Maler aus New York, TM Davy. Von den à la Caravaggio gemalten Hinguckern (9`500 bis 13`000 Euro) hat er bereits in den ersten Stunden drei verkauft. „Wir haben Glück,“ strahlt Liste-Macher Peter Bläuer. „Die Sammler haben mit den Jahren Vertrauen darin gefunden, dass wir für Qualität stehen.“
Das Niveau der Arbeiten wie ihrer Präsentation hat sich in den vergangenen Jahren merklich gehoben. Zufrieden mit dem Geschäft sind fast alle, auch Jo Buschmann von der Galerie CIRCUS. Sie konnte die aparte Wandarbeit Rivoli (2011), eine gefaltete mit weißem Acryl getränkte Leinwand, von Sophie Bueno-Boutellier für 8`000 Euro verkaufen.
Die junge Französin steht für eine ganze Reihe junger Künstlerinnen, die sich selbstbewußt und unbefangen aufmachen, Kunstgeschichte zu schreiben. Die Liste ist dazu ein Sprungbrett. Mit Witz und Können loten sie im Geist einer Louise Bourgeois, Rosemarie Trockel oder Josephine Meckseper die Gattungsgrenzen zwischen Bild, Skulptur, Installation, Bühne und Performance aus: Die vierunddreißigjährige Kanadierin Kara Uzelman, mit Fotoarbeiten (je 1`600 Euro) und einem surrealen Radiotischarrangement (4`000 Euro) bei Sommer und Kohl, Berlin, zum Beispiel. Ebenso bemerkenswert sind die fragilen Stahl-Glasskonstruktionen (7`000 bis 9`500 Euro) von Sara Barker, Jahrgang 1980, bei Mary Mary, London, oder die Stahlfigurinen von Vanessa Safavi, 1980 geboren, bei Chert aus der Skalitzer Straße (je 4`000 Euro).
Ein findiges Spiel zwischen Konkret und Abstrakt betreibt die in Berlin lebende Kanadierin Shannon Bool, Jahrgang 1972, vertreten durch die Karlsruher Galerie Kadel Willborn: Ihre Stahlobjekte bilden die Gitterstäbe eines Pankower Frauengefängnisses ab, darauf platzierte blankpolierte Bronzeobjekte die Habseligkeiten der Insassinnen (7`000 bis 8`500 Euro).
Zu dieser Kohorte gehört auch die Italienerin Deborah Ligorio, die sich mit ihrer Mailänder Galerie Minini auch neue Vertriebswege hat einfallen lassen: Ihre gebündelten Survival-Kits in Bronze lassen sich für 6`000 Euro erwerben. Ab einem Mindestgebot von 10 Euro kann man diese in der Ausgangsform auch über das Internet ersteigern. Einige Gebote lagen am Dienstag bereits bei 400 Euro. Die Konkurrenz schläft nicht.
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