Das Legoland im dänischen Billund bewegt sich im seiner miniaturen Psychogeographie ganz im Konsens des westlichen Zeitgeistes und damit voll daneben. Ein Kurzbericht.
Fahrgeschäfte wie Riesenrad und Wasserbahnen machen zwar mittlerweile die Hauptattraktion im dänischen Legoland aus, doch die pittoresken Nachbildungen von realen Gebäuden, Städten und Landschaften scheinen noch immer ihr Publikum zu generieren. Damit das für immer so bleibe, ist die Leitung des Freizeitparks darum bemüht, es möglichst vielen recht zu machen, was freilich auch dazu führt, dass der gesellschaftliche Konsens in einer Weise bedient wird, dass der etwas nachdenklichere Besucher ab und an ins Grübeln kommen kann.
So zum Beispiel an einer Attraktion, bei der die lieben Kleinen in Booten an aus abertausend kleinen weißen Steinchen errichteten Denkmälern der Architekturgeschichte hindurchmäandernden dürfen: das Kapitol, die Akropolis, Bangkoks Wat Phra Kaeo, Abu Simbel. So ungelenk die Nachbildungen auch sind, sie geben sich Mühe wiedererkennbar zu sein. Bei einem einzigen Gebäude, war dem nicht so: Eine kleine Tafel vermerkt zwar, es handle sich um einen „Arabic Palace“. Ansonsten sah das Ensemble jedoch mehr aus wie eine osmanische Külliye, das heißt ein Moscheenkomplex, ohne einem Original auch nur annähernd ähnlich zu sein.
Der Verdacht, hier zeige sich die übliche Dummheit, Arroganz und die mit ihr gepaarte Ignoranz gegenüber dem Islam und seiner Kultur, bekam dann noch Nahrung: Unübersehbar überragte all die Halbmonde, Kuppeln und Minarette eine unverhältnismäßig große Freiheitsstatue. Nein, dümmer geht`s kaum mehr – Clash of Cultures im Liliputformat.