Lenzburger Miniaturen – Von der Prädestination des Namens – Paralipomenon XI

Im Jahr 1872 kaufte der während des kalifornischen Goldrauschs durch Grundstücksspekulationen zu einem beträchtlichen Wohlstand gekommene Gynäkologe Friedrich Wilhelm Wedekind das Schloss Lenzburg im Kanton Aargau. Dort lebte er mit seiner Frau und fünf Kindern – eines davon der spätere Dichter Frank Wedekind – bis zu seinem Tod 1888. Bereits nach der gescheiterten Märzrevolution 1848 in die U.S.A. emigriert, war ihm, 1864 nach Hannover zurückgekehrt, das neu gegründete  Deutsche Reich derart gegen den Strich, dass er das Land – diesmal in die Schweiz – erneut verließ . Vor diesem Hintergrund ist es einigermaßen verwunderlich, dass der Vater, der derart seines Namenspatrons „Friedrich Wilhelm“  zuwider agierte, den zweiten Sohn dennoch auf den Namen eines, wenn auch amerikanischen Staatsmanns, Benjamin Franklin – so der ursprüngliche Name Frank Wedekinds –, taufen konnte. Offensichtlich glaubte er wider eigene Erfahrung an eine prädestinierende Kraft des Namens.

Über Max_Glauner

Lecturer, Researcher, Autor & Cultural Journalist Zürich | Berlin
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