Die Stadt Basel besitzt eines der erschütterndsten Gemälde der Bildgeschichte: Hans Holbeins „Der Leichnam Christi im Grabe“ (1521/22). Wen wundert es, dass die 1953 in Kapstadt geborene Menschenmalerin Marlene Dumas immer wieder auf dieses Bild zurückkommt? Sie variiert es, wie in ihrer düsteren Vision von „Snowwhite and the Broken Arm“ (1988), oder sie nimmt den direkten Dialog auf, wie in ihrer monumentalen 62x230cm großen, in ihrem schnellen, diaphanen Farbauftrag fast zärtlichen Tusch- und Akrylzeichnung „After Painting“ (2003). Ihr Bild vermag den Alten Meister sogar darin zu übertreffen, dass der liegende tote Körper dem Papier, auf dem er gemalt wurde, wie abgetrotzt erscheint – Vergänglichkeit und Erlösung finden hier ihren materialen Widerhall. Es ist daher eine glückliche Fügung, wenn nun nach Stationen in Amsterdam und London die Werkschau „Marlene Dumas. The Image as Burden“ in der Basler Fondation Beyeler ihren triumphalen Abschluss findet.
Schon die ersten drei Bilder der Ausstellung nehmen den Betrachter auf eine malerische Erkundungsreise in die Abgründe der Conditio Humana. Das nervös-gespannte Selbstportrait in Öl „The Sleep of Reason“ (2009) kontrastiert das opake Blau des Kleides mit dem transparenten Strich der Haare, den geschlossenen Augen, den Händen. Dagegen atmet das bildfüllende En-face-Portrait der Tochter „Helena`s Dream“ (2008) an der Wand gegenüber schier unendliche Ruhe. Was die beiden träumen mögen? Eine Antwort gibt das dritte Bild im Saal „The Painter“ (1994). Ein trotziger Gnom in Öl steht da, ein riesenhaftes Mädchen 200x100cm groß, mit farbverschmiertem Bauch und Händen, unheimlich und selbstbewusst. Allein dieser Auftakt lohnt die Reise nach Riehen bei Basel.