Megalässig. Isa Genzken. Zeichnung Plan Collage 1965-2018, in der Berliner Galerie Buchholz

Auschnitt Collage © Isa Genzken | Buchholz

Isa Genzken in der Galerie Buchholz noch bis 25. Februar 2023 – Glamourös und vulgär, verletzlich und stark, niemals berechenbar kommt die Kunst von Isa Genzken daher. Längst zu Ruhm und Ehre gelangt, lässt sich die junggebliebene Grand Dame der deutschen Gegenwartskunst nicht festlegen. Skulpturen, Objekte, Assemblagen, Installationen, Architekturen, aber auch Bücher und Videos gehören in ihr umfangreiches Repertoire.

Dass die Raumkünstlerin auch eine begnadete Zeichnerin ist, konnte man ahnen. Nun gibt die Galerie Buchholz, die seit 25 Jahren mit der Künstlerin zusammenarbeitet, einen umfangreichen Einblick in ihr graphisches Werk. Eine kleine Sensation. Denn hier breitet sich die künstlerische Entwicklung Genzkens von ihren figurativen Anfängen in den frühen 1970er-Jahren in allen verblüffenden Findungen und Wendungen aus.

Wir begegnen ihr sehr nahe in einer Fotocollage aus dem Jahr 2003, «Balance». Wie Filmstreifen klebt sie hochkant Schwarz-Weiss-Fotos eines fröhlichen Gelages in den 1970ern mit ihrem damaligen Lebensmenschen Benjamin Buchloh auf blauen Karton. «Alles, was ich mache, ist in gewissem Sinn auch ein Selbstportrait,» gab sie einmal zu Protokoll. Hier wird es greifbar. Ebenso wie ihr performativer Ansatz, der mathematisch-technische, konkrete und minimalistische Momente ihrer Kunst in der Lebenswirklichkeit, vor allem auch in der gebauten Umgebung mit großem Humor und Gespür für lebendige, soziale Körper erdete.

Buchholz stellt zum Beispiel den fast fünfeinhalb Meter langen Computerausdruck «Untitled» 1976/77 aus, den die Künstlerin mit einem IT-Spezialisten in Köln erstellte, Vorarbeit zu einem ihrer «Ellipsoide», die als langgestreckte Bodenskulpturen den Raum wie die Bewegung der Betrachtenden strukturieren. Faszinierend auch ihre Suche nach einer gültigen Form für Eingriffe im öffentlichen Raum wie die Zeichnung «Scetch for ‘ABC’» 1987 für die Landesbibliothek Münster. Wir sehen Genzken unplugged und megalässig. Nichts wie hin!

Redaktionell überarbeitet erschienen in Tip-Stadtmagazin im Dezember 2022

© Isa Genzken | Buchholz

Über Max_Glauner

Lecturer, Researcher, Autor & Cultural Journalist Zürich | Berlin
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