Haim Steinbach in der Zürcher Kunsthalle
Natürlich erinnert der Titel Haim Steinbachs Ausstellung in der Zürcher Kunsthalle, „once again the world is flat“, daran, dass unsere digitale Welt platt wie die Grosse Salzwüste, Facebook, oder ein Computerbildschirm sei. Doch ebenso ruft er den satirischen Roman Edwin A. Abbotts „Flatland: A Romance of Many Dimensions” aus dem Jahr 1884 auf, der den Leser aus dem Gewohnten, Flachen, Platten in neue Welten entführen möchte.
Das gelingt Steinbach in Zürich, nach dem CCS Bard in New York und der Serpentine Gallery in London auf der dritten Station seiner Ausstellung, in einer leichten und hinreisenden Weise – klug, witzig und unterstützt durch eine grosszügige Schweizer Gastfreundschaft. Dazu kann er sich in allen Sälen der Kunsthalle im neuen Löwenbräu-Areal, einer umgebauten Brauerei, auf zwei Stockwerken in retrospektiver Weise ausbreiten. Gleich im Foyer begegnet dem Besucher das legendäre „Display #7C“, 1979, zwei Regalbretter bestückt mit Alltagsgegenständen in einer bunt tapezierten Wandecke. Ehemals im Eingangsbereich des New Yorker Artists Space installiert, zeigt sie sich in Zürich an Wandrahmen im Raum – getreu der ästhetisch-konzeptionellen Hinterfragung des Status unserer Objektwelt.
Der Betrachter folgt ihr willig von „Shelf with Globe“, 1980, zu „Shelf with Picnic Set“, 1983, steigt durch offene Tapetenwände und die Treppen hoch zu „Jacob`s Ladder“ (1997/2014), um bei militanten Teddybären, auf konstruktivistischen Konsolen präsentiert, zu landen, „Basics“, 1986, oder um einem Mies van der Rohe Moderneklassiker wieder zu begegnen, hier allerdings samt Kindersarg und von einer ebenso edlen Holzkiste eingerahmt, „Untitled (daybed, coffin)“, 1989. Flatland hat man zu diesem Zeitpunkt längst hinter sich gelassen. Chapeau!
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